Interview zur Verkehrswende in Münster mit Jule Heinz-Fischer und Carsten Peters (Grüne Münster)

Interview zur Verkehrswende in Münster mit Jule Heinz-Fischer und Carsten Peters (Grüne Münster)

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Interview aus dem Leezen-Kurier

Im Februar 2021 wurde der Koalitionsvertrag von Grünen, SPD und Volt angenommen, nachdem die Verkehrswende eines der wichtigsten Themen im Kommunalwahlkampf gewesen ist. Grund genug, uns mit den verkehrspolitischen Sprecher:innen der Grünen Ratsfraktion Jule Heinz-Fischer und Carsten Peters zu einem längeren Gespräch über den Stand der Verkehrswende in Münster zu treffen.

Jule Heinz-Fischer bewertet das erste Jahr Radverkehrspolitik der Rathauskoalition

Die Bilanz des ersten Jahres ist eine Mischung aus Dingen, die schon vorher beantragt worden waren, teils auch Dingen, die wir beantragt haben, zum Beispiel die 1500 Fahrradbügel oder Tempo 30. Wir merken aber, dass es mit Anträgen nicht getan ist. Wir haben wirklich viel beantragt und viel davon muss noch umgesetzt werden.

Carsten Peters ergänzt:

Wir schieben neue Dinge an, es gibt aber auch Themen aus der Vergangenheit, die noch nicht abgearbeitet worden sind. Das ist z.B die Frage der Fahrradstraßen, das ist die Frage der Velorouten. Es gibt eine Menge Projekte, die vor längerer Zeit in Auftrag gegeben worden sind und sich in Planung und in Bearbeitung befinden. Wir würden bei alldem gerne schneller vorankommen, wir sehen aber natürlich auch, dass manche Projekte ihre Zeit zur Umsetzung brauchen.

Zum Beispiel das Fahrradnetz 2.0. Es ist wichtig, die Bürger:innen einzubeziehen, viele Ideen einfließen zu lassen, alle Betroffene zu hören, das ist absolut wichtig und notwendig.

Jule Heinz-Fischer über das Realisierungsdefizit

Es ist viel zu einfach zu sagen “die Verwaltung ist lahm”. Manchmal benötigt die Verwaltung mehr Zeit und dreht Schleifen zurück ins MIV-Denken. Aber ich unterstelle keinen bösen Willen, denn: Wir sehen ja auch Personaldefizite und wollen die Verwaltung stärken. Politik und Verwaltung brauchen einen Mix aus Kooperation und gutem Willen. Wir müssten längst in der Flächenumsetzung sein. Aber wir stoßen leider jetzt Dinge konzeptionell an, die vor 20 Jahren hätten angestoßen werden müssen.

Jule Heinz-Fischer über den Alltag auf den Straßen

In der Stadt werden durchaus Maßnahmen durchgeführt, aber natürlich insgesamt wenig im Verhältnis zur Gesamtstadt, so dass es schwierig ist zu sagen, mein Radfahrgefühl hat sich jetzt schon total verändert.

Carsten Peters fügt hinzu

Gerade bei den einfach zu realisierenden Maßnahmen müssen wir schneller werden, das kann sich Münster, das können wir alle uns nicht mehr leisten, wenn wir verkehrlich etwas auf den Weg bringen wollen. Sowohl was die eigenen Ansprüche angeht, aber natürlich auch in Bezug auf die Anforderungen, die die Klimakrise stellt.

Jule Heinz-Fischer über Prioritäten für Kinder und Jugendliche

Tempo 30 erhöht grundsätzlich die Verkehrssicherheit für alle und dann auch für Kinder und Jugendliche. Das haben wir schon längst beantragt, eine T20-Beantragung ist aktuell mit vielen Hürden verbunden. Das Thema Gehwegparken ist so groß, da müssen wir gucken wie wir es portioniert bekommen. Der „Lewe-Meter“ ist weg, aber es bleibt sehr viel zu tun, um spürbare Verbesserungen zu realisieren. Einerseits im Gespräch mit und durch Personalausstattung der Verwaltung und andererseits mittelfristig durch neue Parkraumkonzepte. Wir müssen auch klären: Wo kann man strategisch an den ganz sensiblen Stellen priorisieren, z.B. im Umfeld von Schulen, an Kreuzungsbereichen? Wir setzen da auf Zusammenarbeit mit Bürger:innen und Verwaltung.

Carsten Peters über seine Vision einer idealen Stadt

Ich mag die Vision der unfallfreien Stadt. Eine unfallfreie Stadt, in der ausreichend Platz für den Radverkehr und Fußverkehr da ist. Dass dabei eben keine Kannibalisierung innerhalb des Umweltverbundes – Bus vs. Fahrrad – stattfindet, dass genügend Platz, genügend Freiraum vorhanden ist, dass niemand Angst haben muss mit dem Fahrrad irgendwo hinzufahren.

In dem Fall kann jede:r die Straße benutzen, das Radwege ausreichend komfortabel, sicher und schnell sind, damit es auch wirklich Freude macht dort zu fahren. Das es wirklich Vergnügen und Freude ist, mit dem Fahrrad zu fahren. Das ist ein Bestandteil der Vision der unfallfreien Stadt. Dazu gehört natürlich auch die deutliche Reduzierung des motorisierten Individualverkehrs und eine umweltverbundorientierte Neuaufteilung des Straßenraums zugunsten des Bus-, Rad- und Fußverkehrs.